Im 35sten Jahr der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin/zum staatlich anerkannten Erzieher an der Fachschule für Sozialpädagogik könnte das Motto eines Theaterstückes des zweiten Ausbildungsjahres durchaus auch für die Entwicklung dieser Schulform, heute ein Bildungsgang an der BbS „Otto Allendorff“ in Schönebeck, stehen.
Im Mittelpunkt unseres Theaterstückes steht Chantal, ein Mädchen, das von ihren Gefühlen regelrecht überrannt wird. Freude, Angst, Wut, Traurigkeit; all das nagt an ihr, bestimmt ihre Entscheidungen und bringt sie in die verrücktesten Situationen.
Damit geht die Geschichte des Mädchens durchaus einher mit der Geschichte der Fachschule.
Freude darüber, in diesem Bereich arbeiten zu dürfen und auf junge Menschen zu treffen, denen bewusst ist, welch anspruchsvollen Beruf sie erlernen.
Angst, Übergänge nicht erfolgreich zu meistern. Und davon gab es in den vergangenen Jahrzehnten einige. Der schwierigste war der in den 90er Jahren. Hervorgegangen aus dem Institut für Lehrerbildung in Bernburg wurde die nach der Wende kurzzeitig eigenständige Fachschule 1992 in den berufsbildenden Bereich eingegliedert. Im Zuge der Landkreisfusion wurde sie Bestandteil der BbS in Schönebeck, um schließlich mit Sack und Pack 2013 in die zweitgrößte Stadt des Salzlandkreises zu ziehen.
Wut darüber, dass man sich des Gefühls nicht erwehren kann, dass Humankapital auch heute noch keine wirtschaftliche Größe darstellt und demzufolge unser reformbedürftiges Bildungssystem seit Jahrzehnten auf der Stelle tritt.
Und Traurigkeit? Vielleicht traurig darüber, dass es trotz der Fusion auf kommunaler Ebene bisher nicht gelungen ist, Schulen auf Kreisebene so zusammenzuführen, dass man sich nicht gegenseitig Konkurrent sein muss.
Jeder von uns steckte Herzblut in seine Rolle. Wir schlüpften in die verrücktesten Charaktere, wurden zu Chantals Gefühlen, trugen alberne Kostüme, lachten, improvisierten- und manchmal verzweifelten wir auch kurz.
Der Inhalt der Geschichte widerspiegelt auch immer wiederkehrende Abläufe innerhalb unserer Ausbildung. Unzählige Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Jahrzehnten unseren Bildungsgang gemeistert und zählen mittlerweile zum gestandenen Personal in sozialpädagogischen Einrichtungen. Und sie haben gerade das gespiegelt, was unsere demokratische Gesellschaft ausmacht und prägt; verrückt und bunt zu sein und bei allem Zweifel den Humor nicht zu verlieren.
Doch als der große Tag kam, das Licht ausging und das Publikum verstummte, wussten wir: Jetzt kommt es auf uns an!
Immer wenn es darauf ankam, haben auch wir uns als Fachschule der Herausforderung gestellt.
Sei es die Einhundertstundenqualifizierung zur Anerkennung von Erzieherabschlüssen aus DDR-Zeiten, die Ausbildung von Heilpädagogen in den 90ziger Jahren, die erfolgreichen Evaluationen in den vergangenen Jahren und nicht zuletzt die Annahme der Herausforderungen unserer sich im Wandel befindenden Gesellschaft; auch wir waren immer bestrebt, diese Aufgaben mit Herzblut anzugehen.
Und was sollen wir sagen? Es war ein voller Erfolg. Das Publikum lachte, fühlte mit und am Ende gab es tosenden Applaus. Wir hatten es geschafft – und Chantal auch.
Wir haben es nunmehr auch geschafft, vorerst unsere 35 Jahre. In diesem Sinne feiern wir ein wenig in Gedanken. Mit all denen, die uns auf diesem Weg begleitet haben: ehemalige Schülerinnen und Schüler, unsere kooperativen Träger und ihre Einrichtungen, die uns immer liebe und angenehme Partner waren und sind, all unsere technischen und wirtschaftlichen Helfer und allen ehemaligen und jetzigen Kolleginnen und Kollegen.
Auf die nächsten 35 Jahre voller verrückter und wunderbarer Geschichten auf und neben der Bühne!
Autoren:
Anni Schinzel, FS 23a
Ralph Jäsche, Bildungsgangteamleiter Fachschule für Sozialpädagogik